Singer-Songwriter Kilian überzeugte vor allem mit seiner Stimme und eigenen Songs

Mainzer Musiker Kilian auf Oppenheimer Marktplatz

Erschienen am 18.07.2019 in der Allgemeinen Zeitung Mainz

Vom Songwriter zum Alleinunterhalter: Kilian unterhielt mit Hits aus fünf Jahrzehnten und streute auf dem Marktplatz den einen oder anderen eigenen Song ein.

Singer-Songwriter Kilian überzeugte vor allem mit seiner Stimme und eigenen Songs.

OPPENHEIM – Nanu, wo sind sie denn? Manch einer scheint sich auf die „Kilianos“ gefreut zu haben und ist bitter enttäuscht. Denn statt 70 Niersteiner Blasmusikern steht „nur“ ein Gitarrist namens „Kilian“ auf der Kultursommer-Bühne des Oppenheimer Marktplatzes und singt Hits aus 60 Jahren Popgeschichte. Die Namensähnlichkeit mit der Katholischen Kirchenmusik St. Kilian in Nierstein ist Zufall. Bereits im vergangenen Jahr gastierte der junge Mainzer beim Oppenheimer Kultursommer und konnte eine Menge Leute mit seinen Evergreens anlocken.

Liebesballade und hymnisches Stück

Auch in diesem Jahr finden sich bei angenehmen Temperaturen zahlreiche Zaungäste ein und lassen sich bei einem Eis oder einem Glas Wein die Musik um die Ohren wehen. Kilian macht nicht allzuviel Worte und lässt die Musik für sich sprechen. Zwei eigene Songs, die mit den Golden Oldies locker mithalten können, stehen am Anfang. Die melancholische Liebesballade „Still better with you“ und das hymnische „Maybe“ sind mit Herzblut geschrieben, haben bemerkenswerte Texte und starke Melodien. Manch einer hätte sich mehr eigene Songs aus der Feder des talentierten Songwriters gewünscht.

Wild durcheinandergewürfelt verfliegen die großen Jahre der Popmusik im Nu. „Free Falling“ und „I won’t back down“ von Tom Petty kommen noch hippiemäßig lasch daher, aber mit der kraftvollen Düsternis des Depeche-Mode-Hits „Personal Jesus“ sind bereits die Neunziger eingeläutet. Neben Tom Petty ist auch Johnny Cash mit seinen beiden größten Hits vertreten: dem Country Shuffle „Folsom Prison Blues“ und dem vielfach gecoverten „Ring of fire“. Auch wenn echter Rock’n’Roll fehlt, so kann man Roy Orbisons „Pretty Woman“ und Queens „Crazy little thing called love“ doch dazuzählen. Die Sechziger werden knapp mit den Beatles-Songs „All my loving“ (mit Backbeat) und „Eight days a week“ sowie dem späten Elvis-Hit „Suspicious Minds“ abgehakt. Kilians Kapital ist seine kraftvolle Stimme, die in fast zweieinhalb Stunden auf der Bühne nicht ein einziges Mal versagt. Sein perkussives Gitarrenspiel entwickelt genug Kraft, um gegenüber den Originalen bestehen zu können. Nur zweimal nutzt er einen dezent gesampelten Backbeat.

Die Musikauswahl hätte spannender ausfallen können, wenn er nicht dem Irrtum vieler Straßenmusiker aufgesessen wäre, dass man die Songs kennen und mitsingen soll. Schnulzen von Bon Jovi (You give love a bad name) und Oasis (Wonderwall) sind einfach schon zu abgedroschen. Dann schon lieber der noch recht aktuelle Hit von Shawn Mendez, „There is nothing holding me back“, den Kilian zum Abschluss singt. Das nächste Mal bitte auch die eigenen Songs spielen! Die machen mehr Spaß und kurbeln noch dazu den Verkauf der ausschließlich aus deutschen und englischen Eigenkompositionen bestehenden CD an!